03.06.2018 NATO Tagung im Juli wirft dunkle Schatten voraus

NATO Aufmarsch gegen Russland geht weiter

Auch unsere gestrige Beteiligung am Staffellauf Frieden Geht! hat die Politik noch nicht zum Umdenken bewegt. In den Generalstäben wird weiter am Ausbau der "Ostfront" gewerkelt - oder sollte man besser sagen "gezündelt".

Für den Nato-Gipfel im Juli gibt es u.a. diese Agenda:

  • die bestehende "Nato-Speerspitze", also die Very High Readiness Joint Task Force (VJTF), die Nato Response Force (NRF) und die enhanced Forward Presence (eFP) sollen im Konfliktfall durch weitere Truppen verstärkt werden,
  • zusätzliche 30.000 Soldaten oder 30 Bataillonen, 30 Flugzeugstaffeln (360 Flugzeuge) und 30 Schiffe sollen in 30 Tagen einsatzbereit sein,
  • die "Beitrittswünsche" von Bosnien und Herzegowina, Georgien, Mazedonien und der Ukraine sollen wohlwollend geprüft werden,
  • unklar sind noch mögliche Beitritte von Schweden und Finnland, Irland, Serbien und Moldawien

Während ein Beitritt der Ukraine zwar gewünscht aber wohl nicht riskiert wird, mehren sich die Befürworter einer Aufnahme Georgiens. Dort gibt es nach dem Krieg mit den abtrünnigen, von Russland anerkannten und militärisch gesicherte Provinzen Südossetien und Abchasien eine direkte Front zu Ruslland.  Wäre Georgien Nato-Mitglied, so könnten auf Grund der NATO-Beistandspflicht leicht Nato-Mitglieder in einen offenen Krieg mit Russland hineingezogen werden.

Um eine formale Aufnahme "hinzubekommen", könnte man vorübergehend Artikel 6 des Nato-Vertrages, der die Territorien definiert, die durch Artikel 5, d.h. die Beistandspflicht, geschützt sind, so umdefinieren, dass Südossetien und Abchasien "vorübergehend" nicht darunter fallen. Dann würde ganz Georgien der Nato beitreten, aber nur in etwa 80 Prozent des Landes würden die Sicherheitsgarantien des Bündnisses gelten. Eine ähnliche "Anpassung" hat man bereits 1951 bei der Aufnahme der Türkei und Griechenlands trotz territorialen Streits über einige Ägäis Inseln angewendet.

Neben dem NATO Gipfel wird auch noch Aufrüstung "mal so nebenbei" betrieben

Die Agentur Reuters berichtet von Diskussionen im Pentagon das Raketenabwehrsystem Terminal High Altitude Area Defense (THAAD) in Deutschland zu stationieren. Ein solches System wurde bereits im rumänischen Deveselu installiert. Es ergänzt ein seit 2016 ebenfalls dort einsatzbereites Aegis-Raketenabwehrsystem mit Abfangraketen des Typs SM-3 IB und ein weitere im polnischen Redzikowo, an dem noch 2 Jahre gearbeitet werden wird.

Diese Raketenabwehrsystem wurde geplant nach dem Austritt der Bush-Regierung aus dem ABM-Abkommen im Jahr 2002 und führte entscheidend zur Eskalation zwischen Russland und der Nato. Nach offizeller Lesart der NATO sind alle Raketenabwehrsysteme gegen Nordkorea und den Iran gerichtet, obwohl z.B. die weitreichensten iranischen Raketen maximal Bulgarien erreichen könnten.

Russland wird, wie bei der Entscheidung unter Barack Obama ein THAAD-System nach Südkorea zu verlegen, auch bei einer Installation in Deutschland "verärgert" reagieren. Das wird auch das Verhältnis Deutschlands zu Russland weiter verschlechtern, weil sich US Militärs sicher sind, dass die schwarz-rote Regierung sich nicht gegen diesen Schritt auflehnen wird.  "Die erste Einschätzung ist, dass Deutschland wahrscheinlich kein Problem mit einer THAAD-Verlegung haben wird", so der er Chef des European Command, General Curtis Scaparrotti.

Militärs scheinen immer zu vergessen, dass die Stationierungsorte solcher Waffenansammlungen automatisch die Zielkoordinaten von Raketen andererorts werden.

Mehr dazu bei https://www.heise.de/tp/features/Nato-draengt-auf-Beitritt-von-Georgien-zur-Osterweiterung-4063817.html
und https://www.heise.de/tp/features/Provozierte-Eskalation-Kommt-das-US-Raketenabwehrsystem-THAAD-nach-Deutschland-4063679.html
und https://www.reuters.com/article/us-germany-usa-military-exclusive/exclusive-u-s-military-looking-at-deploying-anti-missile-system-in-germany-sources-idUSKCN1IX4FV


Kommentar: RE: 20180603 NATO Tagung im Juli wirft dunkle Schatten voraus

Raketenabwehr - ist entweder defensiv, oder bringt offensive "Nebenaufrüstung" mit sich. Oder ist es dual usable? Irgendwo fehlen mir ein paar zusätzliche Informationen. Wieso wird bei Raketenabwehr von Eskalation geschrieben? Den ganzen anderen Natoscheiss versteh ich ja, leider.

D., 03.06.2018 12:37


RE: 20180603 NATO Tagung im Juli wirft dunkle Schatten voraus

Raketenabwehr ist leider überhaupt nicht defensiv. Der ABM Vertrag wurde am 26. Mai 1972 mit unbefristeter Gültigkeit abgeschlossen und war ein Vertrag zwischen den USA und der UdSSR zur Begrenzung von Raketenabwehrsystemen, um ein Gleichgewicht zu erzeugen (wer zuerst schießt ist als 2. tot) .
Reagans Star War Pläne (SDI) waren der Anfang von dem Wahn, man könnte den Zweitschlag überleben.
Das ist hirnrissig bei 5-6000 Atomraketen auf jeder Seite

R., 03.06.2018 13:21


RE: 20180603 NATO Tagung im Juli wirft dunkle Schatten voraus

Autsch, ja, macht Sinn. Wenn eine Seite meint, einen Erstschlag auslösen zu müssen in der Überzeugung, dass durch die Raketenabwehr der Zweitschlag "nur minimale" Schäden im eigenen Land verursachen würden. Aber müsste nicht auch ein Erstschlag von der anderen Seite abgefangen werden können? Naja, nicht alle. Die alten weißen Männer haben ja auch noch U-Boote im Wasser und Bomber in der Luft.

D., 03.06.2018 13:42


RE: 20180603 NATO Tagung im Juli wirft dunkle Schatten voraus

Selbst wenn so eine Raketenabwehr wirklich jede 2. Atomrakete zerstören (wird damit die Kettenreaktion im Sprengkopf verhindert und gibt es"nur" Fallout über der EU?) sollte, so reichen 50-100 "erfolgreiche" Explosionen mit 100-facher Hiroshima-Sprengkraft, um mehrere Milliarden Menschen zu töten und einen Klimawandel (nuklearer Winter) einzuleiten, der auch die Überlebenden vor eine harte Zeit stellt.
Wer kann so ein Risiko eingehen anstatt nach 20 Jahren mal wieder Abrüstungsverhandlungen zu versuchen?

Sally, 05.06.2018 10:29


RE: 20180603 NATO Tagung im Juli wirft dunkle Schatten voraus

ich kann mich noch an Reagan erinnern, der ja von einer 100%tigen Abwehr träumte. Das solche vermeintlichen "Trefferquoten" von Raketenabwehrsysteme zu Fehlentscheidungen führen, ist leider erkenntlich. Vielleicht ist eine Physiker*in hier unterwegs um uns zu erklären, was passiert, wenn eine Abwehrrakete eine mit Atomsprengköpfen versehene Rakete zerstört. Explosion und/oder Fallout?

Di., 05.06.2018 10:43


RE: 20180603 NATO Tagung im Juli wirft dunkle Schatten voraus

Für 6,5 Milliarden will die EU panzertaugliche Straßen bauen https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/eu/id_83889850/eu-will-fuer-6-5-milliarden-panzertaugliche-strassen-bauen.html
Vielleicht wären vernünftige Fahrradwege wichtiger als ständig den nächsten katastrophalen Ostlandritt vorzubereiten.

Mustafa, 09.06.2018 23:12

 


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Erstellt: 2018-06-03 09:27:01
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