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Ansturm auf alternative Messenger (Teil 2)
Vor 2 Monaten hatten viele Millionen Menschen Angst vor der Änderung der Geschäftsbedingungen von Facebooks WhatsApp und einige Zehntausend schlossen ihre dortigen Konten und wanderten z.B. zu Signal als Messenger. Damals hatten wir eine kleine Tabelle mit Alternativen zu Facebook und Google gepostet. Nun haben wir - Dank an die Macher der Webseite Freie-Messenger - eine noch schönere Tabelle, die auch gern weitergeben werden kann (CC-BY).
Warum ist die Tabelle schöner?
- Sie vergleicht 18 verschiedene Messenger - und eigentlich noch viele mehr, denn die Familie der auf dem Standard XMPP basierenden Messenger bietet eine Vielzahl an Produkten.
- Auch die "normale" Mail ist in der Tabelle aufgeführt - ein Standard seit den 80-iger Jahren, der gegenüber neuen Messengern altbacken aussieht, aber wegen des Standards durch seine Interoperabilität noch immer mitspielen darf.
- Die Bösen sind unten in der Hölle - wir können die Tabelle von oben nach unten lesen und recht bald aufhören, sobald die Balken in eine rosa Farbe wechseln.
Was verlangen wir von einem Messenger?
- Open Source - eine freie und offene Software
- den Schutz der eigenen Privatsphäre
- Verwendung ohne Angabe persönlicher Daten, wie Realname oder Handynummer
- Benutzerfreundlichkeit
- Verwendung auf allen Plattformen (Handys, Tablets, Desktop) und unter allen Betriebssystemen
- keine Serverstandorte außerhalb der EU
- sogar möglichst keine Server sondern eine gleichberechtigte dezentralisierte Lösung
- möglichst einen standardisierten Unterbau nach dem sich alle richten und der eine Interoperabilität möglich macht.
Die Webseite Freie-Messenger gibt ausführlich zu den einzelnen App Auskunft und erklärt auch das "warum" es so wichtig ist, auf die eigene Privatsphäre zu achten. Hier tun wir das auch.
Deshalb wollen wir das nicht an dieser Stelle wiederholen sondern nur stark dafür werben, dass sich möglichst Jede/r Nutzer von WhatsApp oder Telegram oder ... auf schnellstem Weg davon trennt und zu einem der grün hinterlegten Programme wechselt.
"Ich habe nichts zu verbergen und keine Geheimnisse vor WhatsApp/Facebook/Google" ist ein Trugschluß, denn
(Wir zitieren einen bunten Strauß von Erwiderungen auf einen gefährlichen Aberglauben von Alex Snaps.)
Wer sich mit den gesellschaftlichen Auswirkungen von Überwachung beschäftigt, hört eine Erwiderung wieder und wieder. So unreflektiert sie ist, so hartnäckig hält sie sich. Und wir haben die Nase voll davon. Denn das Sprichwort „Ich habe nichts zu verbergen“ ist vieles, nur nicht zutreffend:
1. Es ist falsch
Schließlich geben Sie die PIN zu Ihrer Bankkarte ja (hoffentlich) nicht weiter - und die Klotür machen Sie (wahrscheinlich) auch hinter sich zu.
2. Es ist dumm
Denn es missachtet den Zusammenhang zwischen Freiheit, Geheimnissen und Machtverhältnissen: Jemand, der alles über uns weiß, kann uns leicht erpressen oder öffentlich bloßstellen (Doxing) oder unsere Identität annehmen (Identitätsdiebstahl).
3. Es ist rückwärtsgewandt
Was heute gesellschaftlich akzeptiert ist, könnte Sie schon morgen in Schwierigkeiten bringen. Oder hätten Sie vor 20 Jahren gedacht, dass Ihre Krankenkasse Ihre Beiträge mal von Ihren Ernährungsgewohnheiten abhängig machen könnte?
4. Es ist geschichtsvergessen
Denn es lässt die Folgen radikaler Regierungswechsel außer Acht. Die deutsche Geschichte zeigt, dass gesammelte Informationen über die Bevölkerung in den Händen von radikalen Regimen ein erschreckendes Missbrauchspotential entfalten.
5. Es ist unlogisch
Es impliziert: Wenn Sie etwas zu verbergen haben, haben Sie etwas Falsches getan, was Sie jetzt verheimlichen müssen. Das ist ein weit verbreiteter logischer Fehlschluss (Inversionsfehler): Auch wenn kriminelle Machenschaften im Verborgenen stattfinden, bedeutet das noch lange nicht, dass alles, was verborgen bleibt, auch kriminell ist.
6. Es stigmatisiert
Denn es vermittelt, dass Sie sich einer Norm unterwerfen müssen, um toleriert zu werden. Wer „komische“ Sachen im Bett macht, Haschisch raucht oder eine Liebesaffäre hat, wird in einen Topf mit Kriminellen geworfen.
7. Es ist unsolidarisch
Je mehr Menschen glauben, dass sie nichts zu verbergen hätten, desto verdächtiger wird es, überhaupt Geheimnisse zu haben.
8. Es ist naiv
Eine einzelne Information wie z. B. Ihr Geburtsdatum oder Ihr Hobby mag harmlos sein. Aber aus vielen solchen Daten konstruieren Unternehmen zu Werbezwecken heute schon Profile, um Ihr Verhalten vorauszusagen und zu manipulieren. Das Missbrauchspotential (z.B. für Heiratsschwindler, Stalkerinnen oder sexuelle Gewalttäter) wird maßlos unterschätzt.
9. Es verhindert Widerstand
Wer sein ganzes Leben offenlegt und sich damit erpressbar und manipulierbar macht, wird es später schwer haben, sich gegen undemokratische oder unmenschliche Autoritäten zu wehren.
10. Es ist ignorant
Geheimnisse – das wissen nicht nur Jugendliche in der Pubertät – sind entscheidend für unsere Identitätsfindung. Gerade, um den vielen unterschiedlichen Rollen im Alltag gerecht zu werden, müssen wir selbst entscheiden, wer was über uns erfährt. Oder wollen Sie, dass Ihr Chef weiß, dass Sie wegen einer Pilzinfektion zum Arzt mussten?
11. Es ist demokratiefeindlich
Ohne Geheimnisse ist keine freie Meinungsbildung möglich, was Grundvoraussetzung für freie Wahlen ist. Es gibt einen guten Grund, weshalb es Wahlkabinen gibt. Wer sein Wahlverhalten nicht verbergen kann, ist erpressbar und manipulierbar.
Update 12.05.23: Inzwischen gibt es bei Kuketz eine sehr umfassendene Matrix zum Vergleich diverser Messenger.
https://www.messenger-matrix.de/messenger-matrix.html
Mehr dazu bei https://freie-messenger.de
Kommentar: RE: 20210315 Es ist an der Zeit zu wechseln!
ich bin wahrlich kein WA fan.... (use signal... )
aber das WA nun plötzlich nicht mehr verschlusselt ist, macht die grafik doch unglaubwürdig..
und wer hat schon lust sämtliche angaben darauf nun auf richtigkeit zu überprüfen?
In., 15.03.21 14:13
RE: 20210315 Es ist an der Zeit zu wechseln!
bei WA ist der Haken für die Verschlüsselung gesetzt. Hast Dich bestimmt versehen...
Ag., 15.03.21 14:58
RE: 20210315 Es ist an der Zeit zu wechseln!
Mal gucken, ob Signal "free software" bleibt.
Sie haben seit fast einem Jahr keine Commits des Servers (https://github.com/signalapp/Signal-Server/commits/master) veröffentlicht, was etwas ungewöhnlich ist.
Ob nun Whatsapp oder Signal, beide sind Instrumente der user domestication (https://seirdy.one/2021/01/27/whatsapp-and-the-domestication-of-users.html):
it’s eerily similar to the domestication of animals. I call this type of vendor lock-in user domestication: the removal of user autonomy to trap users into serving vendors.
De., 16.03.21 11:43
RE: 20210315 Es ist an der Zeit zu wechseln!
Oui, c'est bon ! J'utilise un serveur domestique Matrix et mon propre serveur XMPP. Pour le chat vidéo, j'utilise un Jitsi modifié sur son propre serveur et son propre serveur stun. Tous les serveurs sont séparés les uns des autres et se trouvent dans un réseau isolé !
Ma., 31.03.21 22:58
RE: 20210315 Es ist an der Zeit zu wechseln!
Wie sieht es mit Session aus?
https://getsession.org/
Fr., 01.04.21 02:13
RE: 20210315 Es ist an der Zeit zu wechseln!
da sollen nur rechte sein? Stimmungsmache gegen Session? Soll ja sichere Verschlüsselung haben und Verbindung ist P2P ohne Server.
Es., 02.04.21 14:33
RE: 20210315 Es ist an der Zeit zu wechseln!
ich kann es nicht wirklich beurteilen. Allerdings ist Mike Kuketz Datenschutzexperte und niemand der Stimmungsmache betreibt. ich würde allerdings definitiv auch keinen Dienst nutzen, der von tatsächlichen Rechtsextremen betrieben wird. Momentan nutze ich ganz gerne #tox. Das funktioniert auf p2p Prinzip ohne Server, man muß sich also keine Gedanken machen, wer da irgendwelche Server betreibt. #deltachat mag ich vom Ansatz her auch ganz gern, zumal ich mit posteo auch ´nen recht datenschutzsensiblen Email-Provider nutze.
Li., 02.04.21 19:04
RE: 20210315 Es ist an der Zeit zu wechseln!
"Deltachat ist dann aber auch sehr vom e-Mail-Provider abhängig." ja, die nutzen ja die Email-infrastruktur als Server. Insofern würde ich tatsächlich deltachat auch nur in Verbindung mit ´ner sicheren Email-Addresse nutzen.
Dr., 02.04.21 19:20
RE: 20210315 Es ist an der Zeit zu wechseln!
das gute bei Mail-Anbietern wie posteo oder mailbox.org ist, dass man dort nach wie vor eine anonyme Email-Adresse ohne namentliche Registrierung anlegen darf und das sogar von beiden Anbietern ermuntert wird. So habe ich das auch gemacht: anonyme Addresse ohne Namensverweis registriert und dann einen Email-Alias mit richtigen Namen für offizielle Mails darüber angelegt. Posteo und mailbox.org speichern keinerlei personenbezogene Daten, auch nicht bei der registrierung und Bezahlung
Li., 02.04.21 21:10
RE: 20210315 Es ist an der Zeit zu wechseln!
ich würde posteo empfehlen. u.a. deshalb:
"Das Guthaben Ihres Posteo-Postfachs wird stets anonym aufgeladen - egal ob Sie per Überweisung, per Paypal, per Kreditkarte oder in bar zahlen. Wir verknüpfen Daten, die wir bei Zahlungen erhalten, grundsätzlich nicht mit den E-Mail-Postfächern. Hierfür haben wir 2009 ein eigenes System entwickelt, mit dem wir alle Zahlungsvorgänge anonymisieren.
Das Bezahlsystem ist das Herzstück unseres Datensparsamkeitskonzeptes: Vor allem, weil wir Bezahldaten und E-Mail-Postfächer unserer Kunden streng voneinander trennen, führen wir keine Bestandsdaten zu den Postfächern - und können so eine grundsätzlich anonyme Nutzung unseres E-Maildienstes gewährleisten. Wie die Anonymisierung der Bezahlvorgänge bei Posteo konkret erfolgt, erfahren Sie auf unserer Infoseite Bezahlung."
Dr., 03.04.21 02:05
RE: 20210315 Es ist an der Zeit zu wechseln!
Interessant: https://threema.ch/de/messenger-vergleich
Sa., 23.04.21 19:03
RE: 20210315 Es ist an der Zeit zu wechseln!
es gibt immer noch leute die meinen ein messenger, mit dem man mit bekannten menschen kommuniziert, sollte ein anonymisierungs-tool sein.
das ist doch quatsch.. es geht darum das die verbindungen, gespräche und die eigene community nicht getriggert, ausgewertet und verkauft wird.
Eh., 24.04.21 14:28
RE: 20210315 Es ist an der Zeit zu wechseln!
Ich will auch nicht, das sie von dritten mitgelesen wird, oder der Staat eben mal schaut mit wem ich Kontakt halte. Das steht für mich an erster Stelle. Daten zu generieren und die zu verkaufen, finde ich ohne meine explizite Zustimmung auch übergriffig und zum Schluss kann sich der Staat diese Daten auch wieder holen. Also schließt der zweite Punkt, den ersten mit ein.
Xe., 24.04.21 15:40
RE: 20210315 Es ist an der Zeit zu wechseln!
Indeed. I also don’t do Whatsapp, but admittedly use my wife’s for contact in a family group. No Facebook of course. Just Diaspora* and at the moment I am trying out Friendica. I looked at Mastodon, but have not tried it yet. For chat my preference would be to use decentralised chat software like xmpp (jabber) (https://en.wikipedia.org/wiki/XMPP), Tox (https://en.wikipedia.org/wiki/Tox_%28protocol%29) or others. But again, I will not find my contacts there. And they tend to be more complicated to set up.
Er., 10.05.21 13:26
RE: 20210315 Es ist an der Zeit zu wechseln!
I am heavily involved with an opensource project called nethserver. Ironically, that project is hosted on github. I am doing community stuff there. Although I am not a developer so am not doing any commits to the project code, it absolutely is something I do not like at all.
Just to clarify: doing opensource developing does not mean going along with the privacy issues you and I see. Every year I go to Fosdem. The largest opensource event in Europe, taking place the first weekend of Februari in Brussels, Belgium. In that weekend around 8000 opensource geeks get together and talk about anything opensource. My guess is that about 80% of those people actualy don't care and use macs or windows. Use Google and even google services like analytics.
Privacy is still not enough on the agenda.
Ro., 11.05.21 12:30
RE: 20210315 Es ist an der Zeit zu wechseln!
Wieviele Klicks auf und um Reklame sind automatisierter Klickbetrug? Ich tippe jedenfalls auf eine Quote über achtzig Prozent, allein auf Datengrundlage meines Bauches. Leider ist mit Unterschungen durch das selbst betrügerische und völlig offen auf Lüge aufgebaute Reklamegewerbe nicht zu rechnen, und durch Fecesbook, Finster-Gram, Guhgell, Shitter und Konsorten sicherlich auch nicht, denn die kassieren ja mit an diesem Tulpenhandel des 21. Jahrhunderts.
Vielleicht spricht es sich ja irgendwann mal zu denen rum, die Geld für Reklame ausgeben.
El., 11.05.21 13:51
RE: 20210315 Es ist an der Zeit zu wechseln!
Werbung sollte überall verboten sein.
In., 11.05.21 13:57
RE: 20210315 Es ist an der Zeit zu wechseln!
Das ist der Grund warum ich Werbung überall gnadenlos weg blocke und kaum Fernsehen schaue.
Sa., 11.05.21 14:07
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Created: 2021-03-15 00:21:13
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