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... und warum wir diese Bezeichnung nicht nutzen sollten!
Von Beate Baum für Aktion Freiheit statt Angst
Es gibt einiges, was ich nicht nachvollziehen kann. Ja, ich kann es verstehen, aber ich kann es nicht nachvollziehen und wenn man es sich genau anschaut, ergibt es keinen Sinn, ist nicht logisch und voller Fehler! Schauen wir uns die Bezeichnung "künstliche Intelligenz" genau an und was sie denn tatsächlich bedeutet!
„Künstliche Intelligenz“ vs. „Natürliche Intelligenz“
Bei der Bezeichnung künstliche Intelligenz schwingt die Bezeichnung natürliche Intelligenz indirekt mit, ob man nun will oder nicht, denn der Begriff künstlich hat ein Gegenüber, nämlich das natürlich. Was ist denn eine natürliche Intelligenz? Das ist die menschliche Intelligenz und auch die der Tiere und Lebewesen, die sich aus selbst heraus reproduzieren und durch ganzheitliche Intelligenz mit allen anderen Lebewesen auf dem Planeten Erde verbunden sind. Somit sind also alle Lebewesen auf ihre spezifische Art und Weise natürlich intelligent und dadurch lebensfähig.
Was genau bedeutet denn künstliche Intelligenz? Nun gemeint sind genau genommen alle von Menschen erfundenen Werkzeuge, die ab einer gewissen Komplexität selbst lernen könnten. Das bedeutet, dass sie vom Menschen programmierbar (vorgeben eines Programmablaufs) sind, gewisse grundlegende Prozesse immer wieder durchzuführen, um neue Informationen einzuordnen. Dabei vollziehen sie vorgegebene Muster und können diese Muster vereinzelt erweitern. Da es sich hierbei um einen komplexen Vorgang handelt, und weil diejenigen, die sich mit dieser Wissenschaft beschäftigen, sich bei der Begriffswahl an gewisse „Lerntheorien“ orientieren, werden diese Werkzeuge als selbstlernend bezeichnet.
IT-ler und die fachfremden Begriffe Intelligenz und lernen
Wie kommt ein IT-ler dazu, den Lern-Begriff zu nutzen? Nein, es gibt in der IT keinerlei soziologische, psychologische oder Geisteswissenschaftliche Lerninhalte, die mit der tatsächlichen Bedeutung des Begriffs lernen oder des Begriffs Intelligenz zu tun haben. Aber jemand schnappte wohl etwas aus den Kognitionswissenschaften in den geisteswissenschaftlichen bzw. den lebenswissenschaftlichen Fachbereichen und nutzte es vollkommen sinnfremd innerhalb der Ingenieurswissenschaften für ein Werkzeug.
Faktisch sind diese Werkzeuge aber nicht selbstlernend, sondern programmiert worden. Dass zu jeden Lernprozess Emotionen dazugehören, ist hier nicht relevant gewesen bzw. wurde es einfach ignoriert. Und das Lernen und Lernprozesse beim Menschen (und bei Lebewesen) wesentlich komplexer sind als reine simple Informationsverarbeitung, das wollte man damals nicht wahrhaben. Im Gegenteil, man degradierte Emotionen und hinterging all die Wissenschaften, die sich ernsthaft mit Lernprozessen beschäftigen.
Die Komplexität der Fachbereiche
Hier treffen Welten aufeinander und Fachbereiche, die miteinander keine Begriffsdebatten führen, vertiefen die Klüfte der Definitionen und Weltsichten - Ingenieurswissenschaft, wohl kaum kompatibel mit Lebenswissenschaft und noch weniger kompatibel mit Geisteswissenschaft. Das ist ja nichts Neues, dass sich diese 3 Fachbereiche keinesfalls verstehen und gleiche Begriffe ganz unterschiedlich definieren. Aber warum ist diese Idee so tief im Mainstream angekommen?
Nun wir wissen, dass wenn wir Fördergelder wollen, wir möglichst große und wirksame, wichtige Errungenschaften zu bringen haben! Klar klingt dann diese künstliche Intelligenz als Bezeichnung für komplexe Werkzeuge oder digitale Maschinen wesentlich besser. Wording ist etwas, was zur IT gehört und zu Werbezwecken sehr vielseitig genutzt wird. Dass es sich hierbei um falsche Informationen und fehlerhafte Begriffsnutzung handelt, ist doch irrelevant: Zur Sicherung von Arbeitsplätze und Forschungsgelder greift man gern auf alternative Fakten zurück!
Die Konsequenzen der falschen Begriffsnutzung
Aber was ist das Ergebnis solcher fahrlässigen Begriffsnutzung? Werkzeuge gibt es viele: den Löffel, die Gabel und das Messer sind auch Werkzeuge. Wenn diese nun mechanisch und digital so programmiert werden können, dass sie selbst den Menschen füttern, dann würde man sie als Intelligente Werkzeuge bezeichnen, also künstlich Intelligent, auch wenn daran nichts Intelligentes ist, sondern nur einfache Prozessteuerung.
So wurden programmierte komplexe Werkzeuge (Maschinen und Roboter), die künstlich Intelligenten bezeichnet werden, durch den Begriff künstlich neben den natürlich-intelligenten Lebewesen gestellt und damit aufgewertet: Das Werkzeug steht nun neben dem Menschen.
In der Antike stand alles Lebendige, was aus sich heraus entstand und voller Geheimnisse niemals endgültig erklärt werden konnte, hierarchisch weit über dem, was der Mensch erschuf. Von Menschenhand geformtes war nicht ansatzweise mit naturgeformtem vergleichbar, und es wurde auch nicht nebeneinander gestellt. Doch im Zuge des Christentums (der Mensch als Abbild des Gottes und die Erde, die ihm untertan ist) und der darauf folgenden Evolutionistisch-geprägten Aufklärung (der Mensch als höchst entwickelte „Rasse“) bekam der Mensch weit über alle Lebewesen eine Art „Superstellung“. Im Verlauf der Industrialisierung rutschte das Werkzeug immer mehr in den Mittelpunkt. Durch Fachbereichsdifferenzierungen und der Komplexität der Wissenschaft und der Maschinen, bekam das Werkzeug eine eigene „Superrolle“.
KI als alternativen Fakt
Eines ist jedenfalls klar: Die Welt scheint sehr langweilig geworden zu sein, wenn wir uns den seltsamen Intelligenz-Begriff der IT-ler anschauen. Nichts an dem, was uns da die IT-ler bieten, ist tatsächlich spannend und interessant, wenn man sich nicht sowieso für komplexe Werkzeuge interessiert. Und nichts daran ist wirklich neu oder irgendwie beeindruckend! Reduktionismen und Vereinfachungen sollen nun dieses Fachwissen der Industrie-Welten für alle zugänglich machen. Genau betrachtet entpuppt sich das Ganze aber als eine langweilige Mogelpackung.
Aber wie kann man denn glauben, man könne die Milliarden Jahre der Erdenentwicklung, die damit verbundene Komplexität der Lebewesen und deren ganzheitliche Intelligenz und Angepasstheit einfach mit einer jahrzehntealten, mangelhaften und fehlerhaften IT-ler-Intelligenz-Theorie gleichstellen? Das werden wir noch weiter erforschen: Wo genau ist der Fehler und wie können wir diesem sog. „alternativen Fakt“ – die Existenz von künstlicher Intelligenz – begegnen?
Nun wir machen das so: Keinesfalls respektieren wir diese fehlerhafte Begriffsnutzung und bezeichnen alle KI als das, was sie tatsächlich sind: komplexe Werkzeuge. Es spielt dabei keine Rolle, wie sehr diese Werkzeuge aussehen wie Menschen, Bienen, Hunde oder wie Fahrkartenautomaten: es bleiben Werkzeuge und das muss jedem klar sein! Und Sie, liebe Leser, sollten es genauso tun und sich nicht hinters Licht führen lassen: Nur, weil Intelligenz draufsteht, muss noch lange keine Intelligenz drin sein!
Ihre Beate Baum
Mögliche andere Bedeutungen von KI:
Künstliche Ignoranz | Künstliche Illusion | Künstliche Ideale | Künstliche Isolation | Künstlicher Irrtum | Künstliche Irritation | Künstliche Irrealität | Kostenintensive Investition
Kommentar: RE: 20190614 Kritik zur Bezeichnung "Künstliche Intelligenz"
Also prinzipiell gebe ich dem kommentar recht in Bezug auf die Begriffsdeutung.
Nebensätze wie Nein, es gibt in der IT keinerlei soziologische, psychologische oder Geisteswissenschaftliche Lerninhalte, die mit der tatsächlichen Bedeutung des Begriffs lernen oder des Begriffs Intelligenz zu tun haben. sind aber eher beleidigend und nicht nötig.
Th., 14.06.2019
RE: 20190614 Kritik zur Bezeichnung "Künstliche Intelligenz"
Ev wäre es auch nötig sich anzusehen wie der Begriff in anderen Sprachen, vornehmlich englisch verwendet wird. da hat "intelligence" (https://www.dict.cc/?s=Intelligence) doch noch mehr Bedeutungen, die auch besser zum Thema passen.
Es werden hier viele Begriffe eingedeutscht - wobei sie aber ihre ursprüngliche Bedeutung behalten. Kaum ein "IT-ler"(da gibts so viele Fächer...) würde sagen das KI etwas mit "Intelligenz" (https://www.dict.cc/?s=Intelligenz) im Sinne der Deutschen Sprache zu tun hätte.
Richtig wäre mmn beim Übersetzen genauer auf die Semantik zu achten - ein Problem, das ich schon bei einigen Programmieren erlebt habe - und den Marketingabteilungen ist die Semantik generell eher ein Hemmschuh als Erfolgversprechend (siehe auch "Cyber" (https://www.dict.cc/?s=Cyber)) Jedenfalls ist meine Erfahrung, das sich dieses spezifischen Problems eine menge Leute bewusst sind, aber sich der Status nicht leicht ändern lässt - wie die Büchse der Pandorra...
Th., 14.06.2019 10:22
RE: 20190614 Kritik zur Bezeichnung "Künstliche Intelligenz"
Vielen Dank für ihr Kommentar! Eine genaue linguistische Auseinandersetzung mit den Begriffen "Intelligenz" und "Cyber" wäre durchaus wünschenswert und kann seitens Linguisten stattfinden. Es würde jedoch am Problem nicht viel ändern. Der englische Begriff ist mmn ebenfalls nicht angemessen und wird ebenfalls fehlerhaft zur Beschreibung komplexer Werkzeuge genutzt.
BB., 14.06.2019 10:59
RE: 20190614 Kritik zur Bezeichnung "Künstliche Intelligenz"
Ich empfinde den Text als elitär, uninformiert, engstirnig und beleidigend. Begriffe werden in unterschiedlichen Fachbereichen unterschiedlich verwendet. Das war schon immer so und betrifft sehr viel mehr Begriffe, als nur den der Intelligenz. Die Definitionen unterscheiden sich oft sogar innerhalb eines Fachbereiches von Person zu Person. Das geht so weit, dass wissenschaftliche Arbeiten in manchen Fachbereichen routinemäßig mit Begriffsdefinitionen beginnen.
Und die Art und Weise, wie die Autorin IT-ler verallgemeinert und herabwürdigt, legt die Vermutung nahe, dass sie sich nicht wirklich mit diesem Bereich auseinandergesetzt hat, sondern nur ihrer persönlichen Xenophobie in einem persönlichen Rant Luft gemacht hat.
Ti., 14.06.2019 11:43
RE: 20190614 Kritik zur Bezeichnung "Künstliche Intelligenz"
Vielen Dank für ihr Kommentar! Nein, nicht alle Begriffe bekommen tatsächlich Definitionen in allen Fachbereichen. In der Ethnologie beispielweise definieren wir den physikalischen Begriff "Gravitation" nicht und verwenden ihn nicht. Der Begriff "Intelligenz" hat aus guten Gründen noch keine eigene anerkannte Definition in den Ingenieurwissenschaften bekommen. In der Informatik wird zu Informationsverarbeitung gearbeitet.
BB., 14.06.2019 13:13
RE: 20190614 Kritik zur Bezeichnung "Künstliche Intelligenz"
Ich kann schon den ersten Abschnitt mit der "natürlichen Intelligenz" nicht ernst nehmen.
Jo., 14.06.2019 11:57
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Created: 2019-06-14 08:22:50
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