Welche Maßnahmen helfen gegen Überwachung?
Nach 6 Wochen der Massenproteste in Hongkong gibt es einige Erfahrungen, wie man sich mit einfachen Mitteln gegen eine digital hochgerüstete Polizei wehren kann.
Viele der Tipps sind auch für das Alltagsleben bei uns sinnvoll anwendbar.
In einem Artikel bei Heise werden die einzelnen Maßnahmen ausführlich erklärt.
- Sichere(re) Messenger verwenden
Also ganz sicher nicht WhatsApp, Telegram war einige Zeit beliebt, klagte aber kürzlich auch über massive DDOS Angriffe auf seine Server von Adressen aus Festlandchina. Am besten sind Peer-to-peer Messenger ohne zentrale Server, wie z.B. Briar. Verbindungen sollten per Bluetooth, WLAN oder über das Internet mit dem Anonymisierungsdienst Tor hergestellt werden. - FireChat
Das ist eine Mesh-App, die zeitweise ohne Internet- oder Telefonverbindung auskommt. Geräte, auf denen das Programm installiert ist, stellen dafür via Bluetooth, WLAN oder der Anwendung Multipeer Connectivity von Apple ein dezentrales Netzwerk her, über das Nachrichten übermittelt werden. - AirDrop
Auch Apples Filesharing-Angebot AirDrop kommt ohne zentrale Server aus. Mit AirDrop lassen sich moderne Formen von Flugblättern hinter die "feindlichen Linien bringen. Die Demonstranten können Informationen über die Lage in Hongkong verschicken und die Zensur umgehen. (Wie sind hier die Absenderadressen geschützt? Ach so:) AirDrop kann die Kommunikationsanbahnung via Bluetooth verwenden und gerade an stark frequentierten Verkehrspunkten viele potenzielle empfangsbereite Gegenüber erreichen. - Pokemon Go
Vielfach nutzen die Demonstranten auch die Videospiel-Plattformen Twitch oder Pokemon Go, um sich etwa trotz Verboten unverfänglich im öffentlichen Raum zu versammeln. - Tinder
Auch die Dating-App Tinder wurde zweckentfremdet, um über dortige Suchprofile zur Teilnahme an Kundgebungen aufzurufen oder Sicherheitstipps auszutauschen. - Laserpointer gegen Überwachungskameras
Mit billigen Laserpointern läßt sich die Gesichtserkennung durch Überwachungskameras, die in Hongkong oft an Straßenlaternen hängen erschweren. Auch Regenschirme helfen gegen Überwachungskameras. - Bargeld statt Plastikgeld
Vor auf und nach der Demo sollte man EC-Karten und Kreditkartenzahlungen vermeiden - es lebe das Bargeld.
Das betrifft in Hongkong auch den öffentlichen Nahverkehr, den man dort mit der staatlichen Octopus Card nutzt und nun den gläsernen Passagier mit sich bringt.
Auch das Bezahlen mit Handy Apps, wie Alipay oder WeChat bleiben tabu, da sie mit den staatlichen "Social Credit"-Systemen verbunden sind und (mindestens) das persönliche Scoring beeinträchtigen. - Biometrische Authentifizierung in Handys abschalten
Die Demonstranten haben diese Funktion "Cop-Mode" genannt, mit dem gleichzeitigen Druck auf die On/Off-Taste und den Lautstärkeregler lässt sich die Authentifizierung über die Gesichtserkennung abschalten. Über die Gefahren des Anmeldens per biometrischem Foto oder Fingerabdruck haben wir bereits mehr fach gewarnt (Sicheres Passwort immer besser als Gesichtserkennung). - "Die Überwacher überwachen"
Auch einige Demonstranten haben inzwischen damit begonnen eine Datenbank mit Fotos von immer wieder auftauchenden Zivilpolizisten anzulegen. - "Be water, my friend"
Demonstranten sollten sich stets nur spontan zu größeren öffentlichen Zusammenkünften verbinden und möglichst dezentral, weitgehend ohne bekannte Führerfiguren und anonym agieren.
Die Zensurmaßnahmen der Stadtverwaltung gegen verschlüsselte Verbingungen, wie VPN oder den Verschlüsslungsdienst Tor haben den Lokalverband der Internetwirtschaft HKISPA auf den Plan gerufen. Dieser warnt, dass es wegen der zunehmenden Komplexität des Internets kaum mehr möglich sei, spezifische Online-Angebote effektiv zu blockieren. Er meint damit natürlich - ohne die wirtschaftliche Nutzung des Internets lahm zu legen. Was möglich wäre, sei eine Firewall um Hongkong. Davor warnen aber die großen Telekommunikationsunternehmen der Stadt. Ein solcher Versuch würde internationale Firmen davon abhalten, in Hongkong weiter zu investieren, Damit stände die Insel als Telekommunikationsdrehscheibe und internationales Finanzzentrum in Frage.
PS. Für den Alltagsbegrauch beschäftigen wir am 16.09.2019 auf unserer Cryptoparty - und zukünftig anonym und sicher im Internet, wie man z.B. mit Tor sicher surfen kann und als Messenger und Mailer auf Wire und Bitmessage vertrauen kann.
Mehr dazu bei https://www.heise.de/newsticker/meldung/Missing-Link-Hongkong-Proteste-mit-Low-Tech-gegen-digitale-Massenueberwachung-4510701.html
und Folgeseiten
Kommentar: RE: 20190903 Mit Low-Tech gegen Massenüberwachung
Benutzt jemad von eich Briar? Hat jemand damit Erfahrung?
Le., 03.09.2019 11:09
RE: 20190903 Mit Low-Tech gegen Massenüberwachung
Schon bissl her, dass ich den getestet hatte, aber bitteschön:
https://mint-n-er.de/channel/stammtisch/?f=&mid=2c144a53fae36903779bc60a003de96c6840e8a43e519c9e9c0ccc2ab83d9f6a@mint-n-er.de
Th., 03.09.2019 11:11
RE: 20190903 Mit Low-Tech gegen Massenüberwachung
Das wichtigste vergessen, Xmpp mit Omero e2EE
Ma., 03.09.2019 11:39
RE: 20190903 Mit Low-Tech gegen Massenüberwachung
klasse! vielen Dank!
Le., 03.09.2019 12:02
RE: 20190903 Mit Low-Tech gegen Massenüberwachung
lass Dich nicht abschrecken, Du kannst es natürlich gerne selber testen und Deine Erfahrungen teilen
Vielleicht sind ja auch ein paar der Probleme inzwischen gelöst.
Th., 03.09.2019 12:36
RE: 20190903 Mit Low-Tech gegen Massenüberwachung
Ich empfehle übrigens ergänzend, wenn man telefoniert oder über nicht ganz sichere Kanäle kommunizieren muss: In seiner jeweiligen Mundart sprechen und schreiben, um maschinelle Massenüberwachung durch Kommunikationsauswertung zu erschweren. Das ist wirklich Lowtech und kann überraschend wirksam sein. Geht allerdings nur, wenn man recht lokal bleibt und sich gegenseitig versteht
E., 03.09.2019 14:45
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Erstellt: 2019-09-03 08:42:38 Aufrufe: 1088
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